Eine gute „Notlösung“ – Vier-Jahreszeiten-Lesung: Winter

Die literarische Lesung, die Marlies Strübbe-Tewes vom Freien Deutschen Autorenverband/NRW organisierte, wurde als erste „Jahreszeitenlesung“ des FDA-NRW, der Solinger Autorenrunde und des Literaturbüros Unna im Jahr 2016 organisiert. Es sollte eine Winterwanderlesung auf einem Rundweg in der Stadt Unna, östliches Ruhrgebiet, stattfinden. Aber es kam anders.

Ich begab mich als Mitglied des FDA-NRW und der Solinger Autorenrunde per Bahn nach Unna und hatte – derartiges kommt ja gelegentlich vor – deshalb eine Verspätung der Ankunft meines Zuges zu vermelden.

Zuvor hatte ich mir die Frage gestellt, ob die ganze Veranstaltung eventuell ausfallen würde. Warum?  Nun, anlässlich solcher Winterwanderlesungen muss man sich auf den lieben Wettergott verlassen, was stets mit einem großen Risiko behaftet ist. Und dieser Wettergott ließ am Vormittag des Samstag, 30. Januar 2016 zwar den Schnee fehlen, doch suchte er die Stadt Unna und andere Teile Deutschlands mit argen Regenergüssen heim, die literarisches Lesen im Freien zwangsläufig verunmöglichten, jedenfalls als äußerst problematisch erscheinen ließen.

Das war der Grund, weshalb Marlies Strübbe-Tewes die eingetroffenen AutorInnen-Teilnehmer, darunter meine FDA- NRW-Kolleginnen Stalder, Buddensiek und Bordt-Haakshorst mit der Ankündigung positiv überraschte, dass nichts „ins Wasser fallen“ würde, sondern die Doppelgarage ihres Eigenheims zur Lesestätte umfunktioniert wurde. Engagement und Improvisationstalent unserer geschätzten Kollegin aus Unna, die dann die Veranstaltung locker moderierte, zahlten sich also bestens aus.

Ich fand schon bald, dass wir es in der zwar etwas kühlen, doch trockenen und für den gegebenen Zweck ausgestatteten Doppelgarage in jeder Hinsicht recht gut getroffen hatten.

Die Stimmung unter den teilnehmenden AutorInnen und Gästen war gelöst. Ein fröhliches Miteinander und das von mir als sehr wertvoll angesehene gegenseitige Kennenlernen leiteten die Veranstaltung ein. Jede Gelegenheit zum Meinungs- und Informationsaustausch konnte vor dem Lesen, in den Pausen und auch noch in nachmittäglicher Gesprächsrunde genutzt werden.

Ganz verschiedene literarische Persönlichkeiten aus NRW lasen in festgelegter Reihenfolge schwerpunktmäßig Lyrik: Alle platzierten sich am runden weißen Tisch vor den bestuhlten Tischreihen, damit ihre Werke bestmöglich Gehör finden konnten. Ich stellte mein auf CD-Rom geprägtes Ebook „Konda Kerl. Roman eines utopischen Aufbauversuchs“ vor, indem ich von ausgedruckten Seiten vorlas.

Die kritische Sicht auf die Dinge des Lebens überwog von den literarischen Aussagen her bei allen AutorInnen!

Gerade dies fand ich sehr interessant und unterhaltsam, zumal dabei ja eben auch der Humor nicht zu kurz kam. Ich meine übrigens, dass Thorsten Trelenberg aus Schwerte, der zusammen mit mir und Marlies Strübbe-Tewes die „Jahreszeitenlesungen“ organisiert, mit seinen düster-sarkastischen Poemen der Zeit- und Menschen-Kritik, die er sehr lebendig vortrug, am meisten begeistern konnte.

So kam es, dass die erste „Jahreszeitenlesung“ des Jahres 2016 trotz des Ausfalls der geplanten Winterwanderlesung zu einem gelungenen Beginn der „Jahreszeiten“-Reihe wurde – und  auch schon zu einem ersten Highlight des noch jungen Literaturjahres werden konnte.

von Kay Ganahl (FDA-NRW und Solinger Autorenrunde)


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