„Blicke auf Literatur und Leben“

Eine Rezension von Hans Bäck – Kapfenberg (Österreich)

Wenn gute Freunde, liebe Kollegen ein Buch herausbringen, ist man als Rezensent gefordert. Erstens muss man, soll man alle persönlichen Befindlichkeiten hinter sich lassen, anderseits soll man/muss man auch die persönlichen Kenntnisse von einander berücksichtigen.

Und von da an wird es schwierig.

Ich versuche es trotzdem. Dabei will ich nicht in der Reihenfolge der abgedruckten Texte vorgehen, ich werde mich an den einzelnen Autoren abarbeiten und beginne gerne mit meiner lieben verehrten

Dagmar Weck: Sie ist mit vier Texten vertreten. Allen ist gemeinsam, dass die Frauen in diesen Texten ihre Probleme mit den Männern haben, es sind immer wieder dominierende Typen, die letztendlich gar nicht so stark sind und die Frauen dann sehr bald die Verbindungen kappen. Eine Geschichte (Zara undAngus) führt uns in ferne – nein gar nicht so ferne und unbekannte Welten, diese sind uns näher als uns lieb sein kann. Weck nimmt hier eine Zukunft vorweg, vor der uns eigentlich das Fürchten befallen sollte. Immer schon haben die Schriftsteller den Nimbus gehabt, als Propheten, als Verkünder von Unheil zu fungieren. Denken wir nur an die vielen geheimnisvollen – vor allem Frauen – in der Geschichte, die Wahr- oder Vorhersagten. Die Menschen in dieser Geschichte, man fragt sich von Zeile zu Zeile, sind das noch Menschen wie Du und Ich oder sind es schon totale Zombies? Dagmar Weck lässt dies offen, es unserer Beurteilung überlassen. Visionen, die nicht unbedingt erfreulich sind!

Dagmar Schenda: ist eine jener Doppelbegabungen, die man immer häufiger antrifft. Sie zeichnet, malt und entwirft das Cover für ihre Bücher selbst. Was stellt sie in diesem Band vor? Beginnt sinnvollerweise mit den Problemen jener, die plötzlich sich mit den Errungenschaften eines Bill Gates herumschlagen müssen. Im Klartext, wie es jedem geht, der sich mit Textverarbeitung, Word und anderen Geheimnissen der IT herumschlagen muss. (Fast) jeder hatte diese Erfahrungen selbst machen müssen, es gibt nicht so viele Glückliche wie den Rezensenten, der von Anbeginn mit Mac, mit Apple arbeiten konnte und daher diese Erzählungen eben nur aus der Sicht der Betroffenen kennt. Vielleicht eine Warnung, eine Anregung, an die vielen Software-Entwickler, einmal nachzudenken, was es mit der Forderung von STEVE JOBS und STEVE WOZNIAK auf sich hatte: Jedes Produkt, jedes Programm geht erst dann hinaus, wenn es auch die Oma versteht! Jedenfalls Dagmar hat diese Schwelle überwunden, im nächsten Text „Die Abenteuer von Papa“ schildert sie ihr Leben, vom Mädchen, dem der Papa die Geschichten erzählte bis zu jener jungen Frau, die nun diese Geschichten selbst erfand. Ein einsamer Gymnasiallehrer der ein kostbares Buch gefunden, das ihm wichtiger als alle Lebensfreuden war, junge Schülerinnen vermied er ebenso (war auch für ihn  besser) als Freudenmädchen, nur um das eine Buch ging es ihm. Auch in der Geschichte von Rosalinde, Kurt und Claude geht es vorrangig um Bücher, doch lässt die Autorin dabei ihre geheime Leidenschaft zum Durchbruch kommen. Was heißt geheime Leidenschaft? Wer die Homepage der Autorin anschaut, wird sehr bald über die „geheimen Vorlieben“ von Dagmar Schenda Bescheid wissen! Im abschließenden Text beschäftigt sich die Autorin mit den verschiedenen Bezeichnungen, Wörtern welche die menschliche Fortbewegung in der Literatur, in der Umgangssprache beschreiben.

Kay Ganahl ist der Wissenschaftler unter den drei Autoren. Jeder seiner Texte beschäftigt sich mit literarischen Problemen und Fragen: Unser ‚letztes’ Buch, strahlend, selbst sich auflösend, zerfallend, alles fließt, bewegt sich fort, wird unendlich. Natürlich, das Lesen ist für einen Büchermenschen wie Kay existenziell, dann muss er erleben, wie eine attraktive Nachbarin ein Buch ausborgt, noch dazu Kafkas Schloss, nur um vorzugaukeln auch sie habe ein Buch! Reflexionen über das Studium, Gedanken zum Lesen an sich, die Wandlung der Stellung des Schriftstellers in der Gesellschaft und damit ein Blick auf den „Literaturbetrieb“ früher und heute. Ein hochinteressanter Essay erkundet das Schriftsteller-Ich, autobiografische Notizen und viele andere Texte runden das Bild ab, das sich der Leser von Kay Ganahl danach machen kann.

Eine Fülle an Gedanken, Ideen, Einfällen. Man merkt, hier schreibt einer, dem das Herz, die Feder übergeht, den es danach drängt, endlich, endlich all das auszudrücken, was ihm am Herzen lag. Der Rezensent erlaubt sich einen kleinen bescheidenen Einwand: Weniger wäre mehr oder zumindest genug gewesen.

Es muss unheimlich schwierig sein, drei so unterschiedliche Autoren zu einem gemeinsamen Buch zu bewegen, was dabei zwangsläufig auf der Strecke bleiben muss: Der gemeinsame Rote Faden. So ist es eine Ansammlung von total unterschiedlichen Texten, die leider kaum einen Zusammenhang haben. Ich gebe zu, das wäre schwierig gewesen, doch bei einer anderen Auswahl der Texte beispielsweise der beiden Autorinnen, wäre der Sozialwissenschaftler Kay womöglich weitaus stärker zur Geltung gekommen. So wirkt seine Vermischung von Essay, wissenschaftlichem Beitrag und Short Story etwas willkürlich zusammengetragen.

Jedenfalls ein erfreuliches Lebenszeichen aus dem Kreis der Autoren des FDA NRW!

Prosatexte, Gedichte, Essays, Autobiografisches
Shaker Media GesmbH
ISBN 978-3-95631-692-0

Kay Ganahl (Hrsg.), Dagmar Weck, Dagmar Schenda

Vorschau über unsere dieses Jahr geplanten Aktivitäten

7. Juli 2019:
Lesung auf dem Sommerfest der Bibliothek Monheim/Rhein.
Thema ist frei wählbar.

1. September 2019:
Fünfter Literarischer Wandertag durch den Vorwerk-Park in Wuppertal
Thema: „Wir nehmen uns Zeit!“

6. September 2019:
Lesung Mülheimer Lesebühne.
Thema: „Literatur ist immer gut.“

9. November 2019:
Lesung in ElkesART „Literarischer Salon“ in Düsseldorf-Garath.
Thema: „So ein Donnerwetter!“

7. Dezember 2019:
Lesung in der Destille, Düsseldorf.
Thema: „Wundertüte“

5. Literarischer Wandertag: »Wir nehmen uns Zeit!«

Archivfoto: Lesung im Coppelpark Solingen

Die Mitglieder der Solinger Autorenrunde werden auch in diesem Jahr einen Literarischen Wandertag veranstalten. Er führt uns durch den idyllischen Vorwerk-Park in Wuppertal.

An speziell ausgesuchten Leseplätzen werden wir eine kleine Auswahl unserer eigenen Texte zum Besten geben. Untermalt wird die Lesung auch diesmal wieder durch Musik. Mehrere Mitglieder des FDA werden ebenfalls unsere literarische Runde verstärken.

Natürlich sind wir bestrebt, möglichst viele Gäste zu begrüßen. Jeder Literaturinteressierte ist willkommen! Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Veranstaltung: 1. September 2019
Treffpunkt:
 Vorwerk-Park, Adolf-Vorwerk-Straße 33, 42287 Wuppertal
Uhrzeit: 15 Uhr
Dauer: Ca. 2,5 Stunden

Weitere Informationen werden zeitnah bekanntgegeben.

Monatsgeschichte für den Monat Januar 2019

ALS VERSAGERIN BEI WECKERS

Kay Ganahl

Vorne ist ein leicht bewaldeter Hügel zu sehen. Hinter ihm, gerade noch von hier aus erkennbar, eine weiße Kapelle, zu der nur noch ab und zu Touristen den Weg finden:  Japaner, Engländer, manchmal auch Touristen aus anderen Ländern. Der Hügel ist einer von mehreren in dieser landschaftlich ziemlich reizvollen Gegend. Die Besiedlungsdichte hier ist sehr dünn, auf diesem besagten bewaldeten Hügel hat eine Familie ihr bescheidenes Domizil, das sie ungern verlässt. Früher wurde auf diesem Hügel wie überall in der Gegend mal rege gewirtschaftet – die Landwirtschaft nahm einen breiten Raum ein. Auf den Tourismus war man nicht angewiesen! Seitdem die Landwirtschaft nicht mehr rentabel ist, wird auf sie fast ganz verzichtet. Seit dem Aufkommen des Tourismus wurde in der Gegend überall die Infrastruktur wesentlich verbessert, gewissermaßen ist erst mit ihm die Zivilisation richtig eingezogen, wenngleich so mancher Senior meint, dass es früher viel besser gewesen sei. Die Jüngeren haben sich mit der wirtschaftlichen Entwicklung abgefunden. Es gibt durchaus den einen oder anderen Bewohner der Mroder Gegend, der die neue Zeit hoch schätzt. Zum guten Ton gehört es bei den Bewohnern aller Hügel und der Kleinstadt Mrod, dass gesagt wird „Uns geht es doch auch gut!“.  Kurzum, irgendwie finden sich fast alle, die hier zu Hause sind, zurecht. Aber man hat noch nicht gehört, dass irgendjemand die neue Zeit der touristischen Heimsuchung als große Zeit bezeichnet hätte, denn das ist sie offensichtlich nicht.

Die aparte 15jährige Beatrix gehört seit Langem zur Familie, die auf diesem einen bewaldeten Hügel nahe Mrod wohnt, aber trotzdem anerkennt man sie nicht als vollwertiges Familienmitglied. Die vielen Jahre haben daran nichts geändert, es sind nun schon fast zehn. Ihre Pflegefamilie, die Familie Wecker, ist in Mrod als Familienhügel-Familie bekannt. Haushaltsvorstand Kurt Wecker, von Beruf Elektroniker, findet diese Bezeichnung unerträglich, aber die Beschwerden bei allen möglichen Kleinstädtern haben nichts genutzt: die Weckers haben den Ruf als Deppen vom Lande nun einmal weg.

Wenn die auch als reichlich vorlaut geltende Beatrix , was selten vorkommt, mit ihrem portablen CD-Player, Knopf im Ohr, allein durch Mrod geht, dann fühlt sie sich schon viel besser als in ihrer Pflegefamilie aufgehoben, wenn auch bei weitem kein Glücksgefühl aufkommt, was ihr aber nicht so viel ausmacht.  Gern würde sie in die Kleinstadt ziehen. Pflegevater Kurt wird es ihr nicht erlauben, weshalb sie nur noch darauf wartet, endlich volljährig zu werden. „Die Mroder sind aufgeschlossener, netter, umgänglicher!“ tönt sie in ihrer Familie häufig herum, kein Wunder, dass sie Pflegemutter Maische als „Verrückte“ hinstellt. Immer wieder sucht sie den Konflikt mit ihrer Pflegetochter, die ihrerseits um keine beleidigende Erwiderung verlegen ist, was in der Familie für eine Grundstimmung sorgt, die für Beatrix natürlich auf Dauer inakzeptabel ist. Die Mroder kennen Beatrix, sie mögen sie sogar. Ja, die Mroder, genauer: Edelfriseur Lagarde, der in seinem Salon allerhand fachliche Dienstleistungen anbietet, hat ihr schon eine Ausbildungsstelle offeriert. Noch hat Beatrix das nicht angenommen. Bald wird sie ihren ersten Schulabschluss in der Tasche haben – dann steht eine weitere wichtige Entscheidung an, nämlich ob sie weiter zur Schule geht oder nicht. Sie könnte sich eine höhere berufliche Zukunft vorstellen. Heutzutage geht man lange zur Schule, wenn es irgend geht.

Die missliche Grundstimmung bei den Weckers, die eben auch deswegen misslich ist, weil Beatrix als Mensch nicht anerkannt wird, trägt nicht dazu bei, dass Beatrix auch nur die geringste Anhänglichkeit zu ihrer Pflegefamilie entwickelt hat. Sie kann es nicht mehr abwarten, wegzukommen. Nur zu gern will sie auch jetzt schon mit Jungen ausgehen und „das Leben genießen“, sie selbst sein und  machen, was ihr wichtig ist! Sie will bei anderen, ihr gewogenen Menschen Zuneigung, sogar Liebe erwerben. Das muss möglich sein.

Wenn das schon sehr bald Realität werden soll, so muss sie dem anstrengenden Alltag in Familie und Schule entfliehen, doch gerade das will sie nicht: keine Flucht! Das wäre peinlich! Natürlich will sie sich die Zukunft nicht durch voreilige Schritte verbauen. Den Schulbesuch hält sie mindestens bis zum anstehenden ersten und so wichtigen Abschluss für absolut notwendig. Vielleicht denken viele ihrer Mitschüler so. Sie denkt jedenfalls so!

Wie schon deutlich gemacht, ihr Alltagsleben findet sie anstrengend, manchmal fast unerträglich – also kriecht sie nur mehr durch ihren Alltag (jede Streiterei mit ihrer Pflegemutter ist durchaus eine Abwechslung), dieses quälende Alltägliche: steht morgens auf, zieht sich an, geht in den Frühstücksraum im Haus ihrer Pflegefamilie, findet Elterliches nur noch öde, zerbricht zufällig-versehentlich Becher, Tassen oder Kaffeekannen. Immer will sie am liebsten wieder ins Bett zurück, um den Morgen mit Schlafen zu verbringen, doch „Der Schulunterricht ist ein Muss. Noch. Noch! Ich treffe Entscheidungen …!“  Die Pflegeeltern sitzen mit am Frühstückstisch und zeigen, wie gelangweilt sie sind. Sie sagen kaum etwas, ihre Autorität halten sie für das Selbstverständlichste auf der Welt. Und so sind Fragen nicht erlaubt. Ein freundliches, offenes Miteinander am Frühstückstisch und auch später am Tag ist undenkbar. Ihr oft vorkommendes abfälliges Grinsen, das in Richtung Beatrix geht, beweist ihr ein ums andere Mal, dass sie in dieser Familie längst nur noch geduldet ist!

„Wenn das so … beschissen … sorry … bleibt, unendlich fade und trist, dann muss ich ausbrechen!“ entfährt es ihr einmal, aber selbst in diesem Augenblick der Bloßstellung der Pflegefamilie sagt Kurt, der Haushaltsvorstand, nicht mehr als „Wenn du meinst, du Biest!“ Beatrix würde diese Äußerung jederzeit wiederholen, wenn es einen Nutzen hätte, jedoch ist selbst so eine Äußerung nur in den Wind geblasen, wenn daraus keine offene Auseinandersetzung wird, in der Beatrix nicht unbedingt schlecht aussieht. Für sie ist eine offene Auseinandersetzung besser als die immer größer werdende Gleichgültigkeit ihrer Pflegeeltern, die mittlerweile sehr nervt. Geschäfte, Geschäfte, Geschäfte: darum geht es der Familie Wecker im Grunde nur.

© Kay Ganahl

Monatsgeschichte für den Monat Oktober 2018

Herbst

Der goldene Wald seufzt
Arbeitslos und welkend
Sich auf das kalte Alter vorbereitend
Stürme weisen auf den Lebensabend hin
Nebel flüstern leise ihren kühlen Hauch
In die morschen Baumglieder

Der Abend singt sein raues Schlaflied
Bis die Bäume kaum hörbar schnarchen
Zwischen Sommer und Winter
Verschenken sie ihre warmfarbigen Sonnenblätter
Bis sie sich nackt schämen
Und auf die weiße Decke warten,
die sie im Winter wärmt.

© Beate Kunisch

„Vom Jagdfieber gepackt“ – oder auch „Wer jagt hier wen?“

Ich bin Lucky, und ich muss euch was erzählen.

Gestern war ich mit meinem Frauchen Gassi gehen. Das tun wir mehrmals am Tag. Ich find’s toll. Alles voller Gerüche. Manchmal hat mir Tobi, der Dackel von nebenan, eine Nachricht dagelassen. Und einen Duft erkenne ich sofort, den von Lucy. Dann bin ich ganz aufgeregt. Sie ist eine sehr vornehme Pudeldame, immer nach der neuesten Mode geschoren. Ich habe schon oft versucht, ihr näher zu kommen. Es ist nicht einfach, sie ist zickig.

Aber ich schweife ab. Also: Ich war mit Frauchen auf dem Weg zum Wald. Sie lässt mich immer nur an der Leine laufen. So was Albernes. Sie selbst läuft frei herum. Joggen nennt sie das. Sieht aus wie rennen, ist aber viel zu langsam. Ich weiß, wie man richtig rennt, aber ich darf nicht.

Stellt euch vor: Da sitzt ein dicker Hase im Gras. Frauchen läuft genau in seine Richtung. Sie läuft und läuft. Doch das wird nichts, sehe ich schon. Nun renn doch! So fängt sie den Hasen nie. Ich will von der Leine, belle so laut ich kann. Doch sie lässt nicht locker. Der Hase schlägt Haken und macht sich aus dem Staub. Och nee. Ich krieg den noch. Ich kann richtig rennen. Mach mich doch los!

Da, endlich. Diese doofe Strippe rutscht ihr aus der Hand. Jetzt zeige ich ihr, wie schnell ich bin. Aber wo ist der Hase? Ich renne dahin, wo er eben noch war, schnüffle überall – nichts. Renne weiter, Frauchen hinterher. Plötzlich kann sie schneller. Und da bleibt auch noch der Strick im Gestrüpp hängen.

Ich ziehe und zerre und… Dann ist Frauchen da. Sie macht die Leine von dem Gestrüpp los und wickelt sie fest um ihre Hand. Dabei schimpft sie ständig mit mir, weil ich mich losgerissen habe. Sie hält die Leine so kurz, dass ich direkt neben ihr gehen muss, ganz langsam. Sie kann echt blöd sein. Losgerissen, püh! Ja, was bleibt mir denn anderes übrig? Seien wir mal ehrlich: So wie die läuft, wird sie nie was fangen.

© Martina Hörle

„Jagdfieber“ in der Destille, aber schön

DIE SOLINGER AUTORENRUNDE IN DÜSSELDORF.
Am 1. September 2018 waren wir – nach unserem Auftritt während der Düsseldorfer Literaturtage im Jahr 2017 – wieder einmal in Düsseldorf. Sehr gern lesen wir öffentlich im „Umland Solingens“, denn unsere Literatur soll keinesfalls irgendwo an eine Grenze, auch keine geografische, stoßen. Und wir mögen Düsseldorf mit seiner großen und vielgestaltigen Kulturszene, von daher ist die Destille in der Bilkerstraße inmitten der Carlstadt als Ort, wo Literatur gelesen wird, ja stattfindet, nur zu empfehlen.

Wir, die literarischen Individualisten, die sich vor ein paar Jahren zusammenfanden, saßen wieder am Autorentisch der Destille. Gegen 17 Uhr, der typischen Anfangszeit der BLAUEN STUNDE, die die Düsseldorferin Elisabeth Esch schon länger organisiert und moderiert, begann erst einmal die Musik. Die Schwestern ….. (Gesang und Klavier), setzten die erste Qualitätsmarke. Hiernach stellte ich der zahlreich versammelten Zuhörerschaft die SOLINGER AUTORENRUNDE vor, las auch thematisch einführend ein Gedicht, um dann unserer Martina Hörle den Platz hinter dem Mikro zu überlassen, die zum Thema JAGDFIEBER einiges beizutragen hatte. In einer Destille, die ganz und gar voller Kunstobjekte war. Was für ein Umfeld für eine literarische Lesung! Aber auch: Was für eine Stimmung … !? Ich freue mich jetzt noch über das, was uns an diesem späten Nachmittag gut gelang – vor einem sachkundigen, freundlichen, einfach netten Publikum, dem man gerne vorliest und vorträgt. Es geht nämlich für uns immer um die Qualität dessen, was wir wollen und tun.

Mit Freude brachten wir uns voll ein. Natürlich auch Andreas Erdmann, der Routinier der Fantasie, der mit einem historischen Rückgriff dem Begriff Jagdfieber einen sehr kritischen Horizont eröffnete. Eine witzige und geistreiche Karla J. Butterfield gab nach weiteren Musikbeiträgen und einer Pause kürzere Texte zum Besten, die sehr gut ankamen. Zuletzt las Kay Ganahl seinen Text „Peter im Jagdfieber“, mit dem er thematisch-inhaltlich die sexuellen Ausschweifungen von manchen seiner Geschlechtsgenossen aufgriff.

Die SOLINGER AUTORENRUNDE nächstes Jahr wieder in der BLAUEN STUNDE: Thema „Wundertüte“. Im Dezember. Wir freuen uns darauf!

© Kay Ganahl

„Jagdfieber“: Die Solinger Autorenrunde liest in Düsseldorf!

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Am 1. September 2018 liest die Solinger Autorenrunde mit.
Um 17 Uhr geht’s los.

Martina Hörle
Andreas Erdmann
Karla J. Butterfield
Kay Ganahl

präsentieren in der Düsseldorfer Destille, dem berühmten Kulturtreffpunkt, eigene Texte zu dem Thema „Jagdfieber“. Die Veranstaltung findet im Rahmen der BLAUEN STUNDE statt, die von Elisabeth Esch organisiert wird.

Wir freuen uns auf Sie/Euch!

Zum vierten Mal! – Eine Nachlese

Der Literarische Wandertag 2018 mit dem Thema „Literatur an der Grenze“

Von Kay Ganahl

Manchmal meine ich, dass er öfter stattfinden sollte! Es gelingt nämlich immer besser, das literarische Wandern in der freien Natur zu einer Art „kulturellem Vergnügen“ zu gestalten, so dass die AutorInnen des Freien Deutschen Autorenverbandes/NRW und der Solinger Autorenrunde plus GastautorInnen plus Gäste von der unterhaltsamen Lockerheit angetan sind, die eben auch in den literarischen Werken steckt, ohne dass ernste Inhalte auf dem Weg zum Zuhörer verlorengehen.

Jedes Jahr sind wir woanders. Und es soll immer wieder alles neu und noch interessanter sein! Dieses Jahr fand er – am 8. Juli 2018, 15 Uhr – in der Grünanlage Bärenloch nahe der Solinger City statt. Die „Literaturgemeinde“ traf sich zunächst einmal in der Hofschaft Stockdum.

Allein auf dem Gebiet der Stadt Solingen gibt es eine bunte Vielzahl von Möglichkeiten, den Literarischen Wandertag konkret auszugestalten. Im Rückblick: 2015 wanderten wir von Solingen-Unterburg bis in den Brückenpark, der an der Grenze zu Remscheid liegt. 2016 war es der Coppelpark, von wo aus wir über die Korkenziehertrasse bis in den Südpark (am Alten Hauptbahnhof) hinein wanderten. Und letztes Jahr begannen wir im historischen Ortskern Gräfraths, um dann, das Klingenmuseum hinter uns lassend, durch die angrenzende Heide zu wandern. Immer machte es Freude. Immer blieb uns allerdings auch das schöne Wetter treu. Ich möchte nicht ins Schwärmen kommen … Der Bärenloch-Park in Solingen ist vor Jahren zu einer groß angelegten Anlage für den Wanderer, Spaziergänger, aber auch zum Spielen für Kinder umgebaut worden. Ich bin geneigt, hier sogar von einer „geplanten und realisierten Idylle“ zu sprechen. Denn auf den gut ausgebauten Wegen, vorbei an diversen Sport- und Spiel-Einrichtungen, lässt sich die Natur in Ruhe erkunden.

Das frohe Spielen der Kinder stört dabei keinesfalls. Übrigens auch dann nicht, wenn die Gruppe der literarischen Wanderer geschlossen der geplanten Wanderroute folgt: Alle bewegten sich letzten Sonntag von Punkt zu Punkt. Es gibt nämlich diese Literaturpunkte, die vom Organisator im Vorfeld für jede Autorin, jeden Autor eingerichtet wurden. Die Gegebenheiten vor Ort legten es auch dieses Jahr im Bärenloch-Park einfach nahe, die eine oder andere geeignete kleine Örtlichkeit auszusuchen, wo die AutorInnen ihre Werke vorlesen sollten. Und mancher ließ sich dann auch, der/die VorleserIn wie einige aus der Schar der Zuhörer, so hatte ich den Eindruck, von der sommerlichen Pracht der Natur überraschen. Dabei war es wohl so, dass die Natur nicht von literarischen Inhalten ablenkte, sondern sie verstärkte – Zuhören und Zusehen sogar noch erleichterte. Die literarischen Werke der geladenen AutorInnen wurden, intensiv und fesselnd vorgelesen, noch schneller erfassbar! Menschen und Literatur und Natur waren eins!

Nun zu den Leseauftritten der AutorInnen zum diesjährigen Thema „Literatur an der Grenze“  … es sei mit der Autorin des 5. Literaturpunktes angefangen: Wie jedes Jahr kam Martina Hörle von der Solinger Autorenrunde, die vor Steinplatten nahe der Skater-Anlage unter anderem den Essay „Invasion an der Wupper“ las – die „Wupperorchidee“ verdrängt die anderen Pflanzen in der Wupper. Ein hochinteressanter Stoff. Zuvor hatte an dem 4. Literaturpunkt („Rastplatz“) der Autorenrunde-Neuzugang Annette Oppenlander „Der Bunker“ (Kriegserinnerungen ihres Vaters) vorgelesen. Oppenlander, die dreißig Jahre in den USA lebte und dort in Englisch schrieb und veröffentlichte, ist nun wieder in Solingen, um in ihrer Muttersprache zu schriftstellern. Die 2. Landesvorsitzende des FDA-NRW, Marlies Strübbe-Tewes aus Unna, hatte zuvor eine spannende biografische Kurzgeschichte bei den großen Steinen unmittelbar beim Kinderspielplatz vorgelesen, Titel: „Das Loch im Zaun“. Die Zuhörer waren begeistert, denn es wurde auch nicht an Humor gespart. Andreas Erdmann – Redakteur, Autor und eben auch Mitglied der Solinger Autorenrunde – amüsierte mit einem Text in Solinger Platt die Mitwanderer, hatte dann noch die Geschichte „Im Rosenbaumwald“ vorgelesen, die im Himalaya spielt. Ganz zu Beginn der Wanderroute überzeugte die Solingerin Christiane Trunk im umhegten Eingangsbereich des Bärenlochs mit authentisch- anrührenden Tagebucheintragungen zum Thema Alltag in der Psychiatrie.

Nach Annette Oppenlanders Lesung landeten wir in Reihenfolge am „6. Literaturpunkt Teich 1“. Es las dort Beate Kunisch, die in den Jahren 2017 und 2018 unter anderem in den Literaturradio-Produktionen Solingens organisatorisch und literarisch aktiv ist. Sie kam mit „Happiness is a warm gun“, der Geschichte eines jungen Machos. An dem folgenden Literaturpunkt „Lagerstätte“ (Grillplatz), auf einem Hügel gelegen, las ich, Kay Ganahl, der diesen Literarischen Wandertag organisierte, stellvertretend für meinen FDA-NRW Kollegen, den Landesvorsitzenden Dr. Manfred Luckas. Seinen Rap-Text „Mehr Wasser/ Meerwasser“ versuchte ich dann auch ein wenig „rappend“ herüberzubringen, was mir wohl einigermaßen gelang. Schon inhaltlich ist dieser Text aus Versatzstücken der Weltliteratur eine Herausforderung an die Lachmuskeln – auf hohem Niveau. Als Gastautorin trat auf dem großen Platz oberhalb des Grillplatzes die Wuppertaler Autorin Martina Sprenger auf, welche schon beim 1. Literarischen Wandertag begeistert mitwanderte.  „Reinlichkeit kann töten“ war ihr Beitrag für diesen 4. Literarischen Wandertag.

Nach weit mehr als zwei Stunden mit „Literatur an der Grenze“ setzte ich als derjenige, der die Ernsthaftigkeit eines jeweiligen literarischen Anliegens immer wieder betont, den Schlusspunkt. Und am Literaturpunkt „Teich 2“, im Zentrum des Bärenlochs, gewährte ich meiner Liebe zu dem Prager Schriftsteller Franz Kafka gezielt Ort, Zeit und Raum! Der literaturhistorische Essay „Franz Kafkas Blickwinkel“ soll nämlich erhellen, dass die Werke Franz Kafkas – nach dem 1. Weltkrieg entstanden – auf unser Heute prophetisch hinwiesen. Außerdem gab ich aus meiner Feder eine Mystery-Geschichte und eine prosaische Anleihe an den „Dachkammerdichter“ zum Besten.

Teneja Skrget aus Solingen, die während der dreistündigen literarischen Wanderung zur Gitarre sang, bereicherte die bunte Mischung der literarischen Beiträge um bekannte Popsongs. Sie sorgte zwischen den Auftritten der AutorInnen zusätzlich für gute Stimmung. Die 20 „literarischen Wanderer“ wurden von mir schließlich mit Dankesworten verabschiedet, wobei ich nicht vergaß, auf die Veranstaltungsplanung des Jahres 2019 hinzuweisen – es wird sicher einen 5. Literarischen Wandertag geben. Doch ist noch nicht heraus, in welcher Stadt er stattfinden wird.

(© Kay Ganahl, 2018)